Die Christen müssten erlöster aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben soll“ (Friedrich Nietzsche). Wie sieht man denn erlöst aus? So wie in mancher Karikatur mit einem gen Himmel gerichteten Augenaufschlag und weltfremden Blick? Abgehoben? Distanziert? Überheblich? Eigentlich müssten wir ja Nietzsche diese Frage stellen. – Bei aller Wertschätzung fröhlicher, erlöster Christen ist deren Aussehen nicht der entscheidende Faktor. Das Verhalten spielt eine viel größere Rolle. Darüber lohnt es sich Gedanken zu machen, weil das auch biblisch thematisiert wird. Licht und Salz sollen wir sein, sagt Jesus Christus (Mt. 5, 13 ff. ) und fügt hinzu, dass man die guten Werke der Christen sehen soll
Pessimisten, Hochmütige und Heuchler sind nicht geeignet, Menschen wie Nietzsche oder die Bäckersfrau von nebenan zu Überzeugen. Nicht einmal gewinnen oder interessieren können wir sie so. Immer gab und gibt es Christen und Entwicklungen in der Christenheit, die alle Missionsversuche unglaubwürdig gemacht haben. Auch Paulus ruft im Römerbrief nicht dazu auf, Miesepeter oder Mekkerfritzen in der Gesellschaft zu sein, wenn er sagt: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich“ (12,2). „Man nehme Wasser, Mehl, Eier und schütte ordentlich Salz dazu…!“ Falsch. Gesalzen wird mit Fingerspitzengefühl, denn schon etwas zuviel davon verdirbt den Brei. Dann isst keiner mehr. Bei schlechter Verpflegung kommt man nicht wieder. Mission geschieht nicht nach dem Motto „Friss oder stirb“. Jesus gab Einzelnen das, was sie brauchten, sei es Zuspruch, Lehre, Ermahnung oder praktische Hilfe. Das hat mit Sensibilität und Liebe zu tun. Auch missionarisches Christsein braucht eine bestimmte Dosierung. Denn die Suppe soll den Gästen schmecken und nicht dem Koch. Wir sollen salzen, aber nicht versalzen. Wir sollen den Appetit anregen, damit die Menschen essen wollen. Geistig satt machen wird sie Gott selbst mit seinem Wort (5. Mose 8,3;Mt. 4,4). Das heißt auch: Unsere Aufgabe ist das Bezeugen. Die Überzeugungsarbeit wird der Heilige Geist leisten. Unser Auftrag ist, den Willen Gottes zur Rettung der Menschen (1. Tim. 2,4-6) und „das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene“ (Röm. 12,2) in die Welt zu transportieren. Einfacher gesagt: Wir sind aufgerufen zu lieben. Die Menschen zu lieben, nicht „die Welt“, d.h. ihre Art gottlosen Lebens. Wir sind aufgerufen zu beten {1. Tim. 2, 1+2). Das wird‘ unsere Einstellung zu Mensch und Gesellschaft positiv verändern. Wir sind aufgerufen, von der Hoffnung zu reden, die in uns ist, und zwar mit Sanftmut (freundlich) und Verantwortung vor Gott (1. Pt. 3, 15). Es kann aufschlussreich und überraschend sein, Nichtchristen zu fragen, wie sie uns Christen sehen. Vielleicht gibt uns das wichtige Einsichten darüber („Abschmecken“), dass mancher nicht zu Gott findet, weil ihm sein „Bodenpersonal nicht schmeckt“ im Sinne von „im Weg steht“.
Harald Petersen
(aus: „Antenne“ 10/04- leicht gekürzt)