Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
Jeremia 23,23 / Monatsspruch für September
Sicherlich stehe ich auch als älterer CVJMer nicht allein da, etwas unsicher zu werden, wenn es um Aussagen über Texte aus dem Alten Testament geht. So war ich sehr überrascht, wie aktuell und lebensnah das Umfeld um unseren Monatsspruch sich gezeigt hat. Jeremia war als Prophet zur Zeit von drei großen Königen in Juda tätig. Gott selbst hatte ihn berufen und ausgesondert, und so kam das „Wort des Herrn“ auf direktem Wege zu ihm. Gott gab ihm viele Zusagen mit auf seinen Weg: „Ich bin mit dir“ und „ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt“
Zur Zeit des betreffenden Verses hatten sich viele Vorwürfe und Anklagen angesammelt, die Gott den treulosen Hirten und falschen Propheten zum Vorwurf macht und die sich in handfesten Drohungen Luft machen. Wehe den Hirten, die mein Volk weiden, sie haben die Schafe zerstreut und nicht nach ihnen gesehen. Selbst bei den Hirten ist Ehebruch und betrügerischer Lebenswandel. Von den Propheten geht die Gottlosigkeit aus, und niemand kehrt von seinem Lebenswandel und seiner Bosheit um. Was sie selbst für richtig halten, wird verkündigt; sie beruhigen das Volk: alles ist in Ordnung, es wird kein Unglück kommen. So heißt es in Vers 20: „Der Zorn des Herrn wird nicht nachlassen, bis er die Gedanken seines Herzens vollbracht hat.“ In Vers 22: „Hätten sie auf mich gehört, dann hätten sie meinem Volk meine Worte gepredigt und sie abgebracht von ihrem bösen Weg und den schlimmen Taten.“
Es scheint wichtig, sich diese Worte zu Herzen zu nehmen und daraufhin die Verkündigung zu hinterfragen. Gott macht deutlich, dass vor ihm nichts verborgen bleibt, was zurück gehalten oder versteckt gehalten wird. Es geht darum, Gottes unverrückbares Wort wahrhaftig weiter zu sagen und zu predigen. Handfest wird die Gewalt und die Wirkung des Wortes Gottes deutlich gemacht. Es ist wie ein Feuer, das vorhandene Zustände und Verhältnisse vernichten kann, oder wie ein Hammer verfestigte Strukturen zerstört und – was wir für feste Fundamente und Bauwerke halten – wertlos und unbrauchbar machen kann.
Wir leben in einer Zeit dahinrasender Veränderungen. Bisher geltende Maßstäbe auf allen Lebensgebieten sind zweifelhaft oder schon als ungültig erklärt worden. Es ist nicht einfach, den Maßstab der Gebote durch neue Gesetze und Vorschriften zu ersetzen. Jede Verhaltensweise muss definiert und in die neuen Gesetze einbezogen werden. Das verschafft Volksvertretern, Psychologen und Rechtsvertretern ein unübersehbares Feld der Beschäftigung. Leicht kann der gläubige Christ mit seinen Maßstäben und Ansichten zum gesellschaftlichen Außenseiter werden. Jeremia fordert und ermahnt die Propheten, die Hirten, das Volk, sich auf Gottes Wort zu besinnen und Stellung zu beziehen. Sind wir nicht selbst in vielen Situationen und Fragen unsicher? Wo ist der Ort, an dem wir die angemahnte Hilfe und Wegweisung erfahren können? Können wir dem Anspruch Gottes und Jeremias als Christ, als CVJM, als Gemeinde gerecht werden?
Karlheinz Limpert