„Eigentlich wollte ich ja nur fünf Jahre bleiben, aber irgendwie sind es dann immer mehr geworden…“. Was Frank Bicks rückblickend so bescheiden beziffert, sind genau gesagt 34 Jahre und vier Monate! So lange war er als Gemeindepädagoge der Evangelischen Kirchengemeinde Schwelm für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beauftragt, und in der Stadtmitte geschieht diese seit Jahrzehnten getragen vom „Christlichen Verein junger Menschen“, dem CVJM. Frank Bicks ist damit der mit Abstand dienstlängste Jugendwart des CVJM Schwelm und der Ev. Kirchengemeinde, hat fast die Hälfte der Nachkriegs-Jugendarbeit seit 1945 und etwa ein Fünftel der 174-jährigen Vereinsgeschichte des CVJM mitgeprägt. Aber er bleibt im Dienst der Kirchengemeinde: Als Gemeindepädagoge sind seine Aufgabenschwerpunkte seit dem Jahresbeginn die Konfirmandenarbeit und die gemeindepädagogische Begleitung von Erwachsenengruppen. Zudem ist Frank Bicks (jetzt 57 Jahre alt) nach Abschluss einer berufsbegleitenden Ausbildung in den Dienst eines Prädikanten berufen worden und darf Gottesdienste und kirchliche Amtshandlungen (Taufen, Trauungen und Bestattungen) leiten. Auf eigenen Wunsch hat er einem jüngeren Nachfolger den Platz freigemacht – Arne Rauhaus (33) ist seit dem 1. Januar 2021 der neue Jugendwart.
Am 1. September 1986 war Frank Bicks, damals 23 Jahre alt, der „Neue“. Aus dem westfälischen Bünde stammend, hatte der Abiturient ein einjähriges Praktikum beim CVJM Berlin und danach ein dreijähriges praxisorientiertes Studium an der „Evangelistenschule Johanneum“ in Wuppertal absolviert, einem Seminar zur Vorbereitung auf den hauptamtlichen Verkündigungsdienst in Kirche, Gemeinschafts- und Jugendarbeit. Das Nachbarstädtchen Schwelm war ihm deshalb schon bekannt. Hier bewarb er sich um seine erste Stelle und konnte das Presbyterium und den CVJM-Vorstand von sich überzeugen. Unter anderem konnte er Gitarre spielen – auch das schien dem damaligen Vereinsvorstand in Kontinuität zu seinem Vorgänger vorteilhaft zu sein. Frank Bicks trat seinen Dienst nach einer einjährigen Vakanz der hauptamtlichen Stelle als Nachfolger von Günter Theophel (1980 – 1985) an, der einem Ruf in einen Auslandsdienst im YMCA Sierra Leone / Westafrika gefolgt war und dessen Fußstapfen wegen seiner Beliebtheit als groß galten. Doch Frank übernahm strukturiert und souverän die Leitung und Anleitung der Gruppen und der Mitarbeitenden, anfangs noch begleitet vom kritischen Blick einzelner älterer Vereinsmitglieder. Knapp neun Monate lang standen ihm nur die aus heutiger Sicht unzureichenden Räume des damaligen alten Gemeindehauses Südstraße zur Verfügung. Im Mai 1987 erfolgte dann der Umzug ins nagelneue Petrus-Gemeindehaus mit seinem großzügigen Jugendtrakt. Frank Bicks war es, der in den folgenden Jahren den Anstoß zu zwei größeren Umbaumaßnahmen gab, womit die Räumlichkeiten an veränderte Nutzungsbedürfnisse angepasst und aufgewertet wurden: 2002 wurde aus dem ehemaligen Werkraum das bis heute beliebte Jugendcafé als ein wichtiges Element auch für die „Offene Tür“. Und 2011 verwandelte sich eine offene Empore in einen gemütlichen Kaminraum.
In den Anfangsjahren seines Dienstes schloss Frank Bicks berufsbegleitend ein Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule Bochum ab und vervollständigte damit die von der Stellenbeschreibung geforderte Qualifikation. Seine Berufung erwies sich zusätzlich als „Glücksgriff“, indem 1991 Ehefrau Margret hauptamtlich mit einer halben Stelle für die Arbeit mit Kindern angestellt wurde. Seitdem konnte sich das Ehepaar Bicks die gewachsene Arbeit in enger Abstimmung teilen. Und auch die 1989 geborene Tochter Anne engagierte sich später viele Jahre ehrenamtlich im CVJM.
Es ist kaum möglich, die Vielzahl der Ereignisse, Begegnungen und Erfahrungen aus mehr als drei Jahrzehnten in wenigen Sätzen zu beschreiben. Zu den „Kernaufgaben“ von Frank Bicks gehörten natürlich die Leitung und Begleitung von Jugend- und Kindergruppen sowie die Gewinnung und Förderung von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Immer galt es, ein abwechslungsreiches und altersgerechtes Programm und daneben besondere Projekte, Aktionen und Freizeiten anzubieten. Frank schrieb einmal: „Es geht uns um Wegbegleitung. Junge Menschen zu begleiten auf ihrem Weg des Erwachsenwerdens, ihrer Suche nach Sinn, ihrem Fragen nach Orientierung, ihrer Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, in der wir leben, ihren alltäglichen Problemen in der Schule, dem Beruf, der Familie, den Freundschaften. Wir wollen begleiten, nicht als Besserwissende und solche, die sagen, wo es langgeht, sondern als Menschen, die sich selbst von Gott geliebt und angenommen wissen und versuchen, ihr Leben aus dem Glauben heraus zu gestalten. Und wir tun das in der Hoffnung, dass junge Menschen eine Ahnung davon bekommen, dass Gott da ist, für sie da ist, und dass es sich lohnt, mit ihm zu leben, sich auf seine Wege einzulassen, auf Jesus Christus. Ob das gelingt und ob aus der Ahnung vielleicht sogar Gewissheit wird, haben wir nicht in der Hand. Aber wir möchten mit unserer Jugendarbeit dafür den Rahmen schaffen und den Raum bieten.“ – Diesen Rahmen und Raum hat Frank Bicks immer wieder vorausschauend an veränderte Gegebenheiten angepasst. Gruppen erlebten einen „Boom“ oder auch eine „Flaute“ an Teilnehmenden; das „Mitarbeiter-Karussell“ drehte sich; Wochentag oder Uhrzeit von Gruppen wurden verschoben. Auch für zeitgemäßes Inventar und Arbeitsmaterial hat sich Frank immer stark gemacht und gewann dank guter Vorarbeit und Begründung die Unterstützung des CVJM-Vorstands, sei es für Mobiliar, Spiel- und Sportgeräte wie z.B. Kanus, eine Spiele-Konsole für Computerspiele und vieles mehr.
Hier weitere Schlaglichter auf die Vielfalt von Franks Arbeitsspektrum:
„Offene Tür“ im Petrus-Gemeindehaus mit multikulturellem Publikum, unterstützt von Zivildienstleistenden und Honorarkräften. – Neue Formen von Jugendgottesdiensten („GIG“, „KonGo“). – Jährlich eine große Sommerfreizeit mit bis zu 50 Jugendlichen, anfangs im Süden, zuletzt als „Nordland-Experte“ in Irland, Schottland, Norwegen, Schweden oder Finnland (mit Russland). Jährlich eine Kinderfreizeit in gemeinsamer Leitung mit Margret Bicks. – „Verwaltungskram“ wie das (erfolgreiche) Beantragen von Zuschüssen, Abrechnung von Kosten, Einlesen in relevante gesetzliche und andere Bestimmungen, wie zuletzt die Corona-Schutzverordnungen. – Durchführen von Gitarren-Kursen und aktives Musizieren in der Konfi-Band „Hope4Tomorrow“. – Leitung des Mitarbeiterkreises; maßgebliche Anteile an Konzeption und Durchführung von Mitarbeiter-/Vorstands-Wochenenden des CVJM in auswärtigen Häusern (u.a. Hilchenbach, Köttingen). – Hat sich selbst nie als „Sportskanone“ bezeichnet, aber sich auch um Sport gekümmert (Sporthallen-Nutzung, CVJM-Hockey, Kanus, Klettern, …). – Engagement mit den Kindern und Jugendlichen als Teil der CVJM-Vereinsfamilie (Beiträge zur Adventsfeier, Sportevent „CVJM bewegt“, zwei jährliche Trödelmärkte bei Wind und Wetter, …). – Mitarbeit mit 10 % des Stellenumfangs in der Jugendarbeit und im Konvent der Hauptamtlichen des Ev. Kirchenkreises Schwelm (Mitarbeiterkurse, Jugendcamps „breakless“; als ausgebildeter Erlebnispädagoge auch Trainer für mobile Seilgärten). – Teamer beim überregionalen CVJM-Ruhrcamp des CVJM-Westbund. – Netzwerkarbeit mit anderen Akteuren der Jugendarbeit in Schwelm (Schulen, Jugendzentrum, Allianz-Jugend, Villa XtraDry), z.B. Angebote für die Offene Ganztags-Grundschule, Infostand zur Alkohol-Prävention auf der Kirmes. – Mitarbeit in Gremien (CVJM-Vorstand, Jugendhilfe-Ausschuss der Stadt Schwelm).
Mit seiner über 30-jährigen Erfahrung ist Frank Bicks eine „Institution“ in Sachen Arbeit mit jungen Menschen. Viele Generationen von Kindern und Jugendlichen haben er und seine Frau Margret zusammen mit vielen Ehrenamtlichen begleitet und aufwachsen sehen. Nicht wenige wurden von Teilnehmenden selbst zu Mitarbeitenden. Das beste Beispiel ist Arne Rauhaus, der als Fünfzehnjähriger in den CVJM kam und jetzt die hauptamtliche Nachfolge von Frank angetreten hat. Bei allen sichtbaren Aktivitäten dürfen auch die Zuwendung zu einzelnen jungen Menschen, Zuhören, beratende und seelsorgerliche Gespräche, auch mit Eltern und meist im Hintergrund, nicht vergessen werden. Noch einmal Frank selbst: „Jugendarbeit ist Arbeit auf Zeit, ist Wegbegleitung für ein Stück des Weges. Manchmal enden diese Wege abrupt ohne erkennbaren Grund, einfach weil es genug ist, manchmal auch im Streit, manchmal können wir Wege nicht mitgehen, weil wir uns selbst und Jesus verleugnen müssten, und wenn es gut geht, verabschieden wir uns mit einem Handschlag, einer Umarmung und dem Wissen, wir werden uns wiedersehen. Ich denke oft, das Abschiednehmen ist das schwerste Stück Arbeit in unserem Beruf. Aus jeder Generation bleiben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück. Aus jeder Generation gibt es Menschen, die den Anschluss an eine Gemeinde suchen, aus jeder Generation gibt es solche, die wissen, dass Gott sie auf ihrem Lebensweg begleitet. Was für jeden bleibt ist das, was er oder sie hier gehört und erlebt hat. Und vielleicht gewinnt es irgendwann noch einmal Bedeutung.“
Sein letztes Jahr als Jugendwart des CVJM hatte Frank sich bestimmt anders vorgestellt. Die Corona-Pandemie schränkte die Arbeit stark ein und stellte sie da, wo sie möglich war, vor ganz neue und nie gekannte Herausforderungen. Abstand, Hygiene, feste Kleingruppen und Kontaktnachverfolgung bestimmten das Programm. Beide Freizeiten wurden abgesagt. Andererseits gelang es, viele Teilnehmende über Online-Kanäle zu erreichen. Die gute Nachricht zum Schluss: Frank Bicks bleibt in Schwelm, leitet und koordiniert jetzt die Konfirmandenarbeit der Ev. Kirchengemeinde und übernimmt Dienste als Prädikant. Konfirmandenarbeit war für ihn immer Teil der Jugendarbeit und deshalb auch eine Schnittstelle zum CVJM. Zusammen mit Pfarrer Uwe Rahn entwickelte er schon vor einigen Jahren einen neuen, einjährigen Konfi-Kurs und führte junge Menschen bis zur Konfirmation.
Lieber Frank, für deinen Einsatz in vielen segensreichen Jahren als Jugendwart danken wir dir von Herzen! Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit dir, auf deine Ideen, deinen Rat, deine konstruktive Kritik (… und jede/r könnte hier noch eigenes anfügen) – und wünschen dir Gottes Verheißung: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!“
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